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Entwicklung und Strukturen zwei- und mehrsprachiger Fachlexikographie der Medizin mit Deutsch und Russisch:Vorstellung eines metalexikographischen Forschungsvorhabens

Цапаева Сабина Юрьевна — Д-р филос. наук, научный сотрудник Института германистики, Университет Гамбурга, Гамбург, ФРГ

Durch die explosionsartige Zunahme des Wissens im vergangenen sowie im laufenden Jahrhundert spielen die Fachwörterbücher eine wahrlich herausragende Rolle im kommunikativen Prozess. Entsprechend ist eine eingehende wissenschaftliche Beschäftigung mit diesen jederzeit von Interesse. Eine wissenschaftliche Auseinandersetzung mit zwei- und mehrsprachigen Fachwörterbüchern — aus der linguistischen oder fachlexikographischen Warte gesehen — zeigt auf den ersten Blick eine recht breite Palette an zwei- und mehrsprachigen Fachwörterbüchern, die den unterschiedlichsten Domänen des Wissens angehören: Technik, Wirtschaft, Bauwesen, Landwirtschaft, Rechtswesen, Sprachwissenschaft und nicht zuletzt Medizin. Es besteht kein Zweifel daran, dass technische Fächer insgesamt über mehr Fachwörterbücher als andere Fächer verfügen, jedoch haben die vergangenen drei Jahre Covid-19-Pandemie deutlich gezeigt, dass insbesondere der medizinische Bereich nie an Aktualität verliert, weil der menschlichen Gesundheit stets und seit jeher eine sehr hohe Priorität beigemessen wird. Durch die inhaltliche Geschlossenheit und dennoch eine große Bandbreite an Fachlexikographie eignet sich der Bereich der Medizin optimal als Untersuchungsgebiet der Fachlexikographie.

Den Untersuchungsgegenstand der Arbeit sollen zwei- und mehrsprachige Fachwörterbücher der Medizin mit Deutsch und Russisch bilden. Die finale Auswahl an auszuwertenden Fachwörterbüchern steht dabei noch nicht fest und zeigt eine gewisse Offenheit. Diese Offenheit ist wie folgt zu deuten und zu handhaben: Sollte sich im Laufe der Korpusbildung in der ersten Arbeitsphase herausstellen, das Korpus sei zu klein oder nicht ausbalanciert, würde es sich anbieten, das Korpus durch mindestens ein weiteres Sprachenpaar (Deutsch-Italienisch und/oder Deutsch-Englisch) auszuweiten und somit eine weitere Vergleichsebene zu schaffen. Zudem stellt sich die Frage nach dem optimalen Zeitschnitt für die Analyse. Unter anderem aus den Gründen der Zugänglichkeit des Materials bietet es sich an, alle im Zeitraum von 1945–2020 erschienenen Fachwörterbücher zu untersuchen, auch wenn die nach 1917 veröffentlichten Wörterbücher mehr oder weniger stark durch ideologische Einflüsse geprägt waren [vgl. 3, S. 386]. Die ausgesuchten Nachschlagewerke sollen vor dem Hintergrund der translatologischen und fachlexikographischen Forschung auf Entstehung, Entwicklung, Inhalt, Aufbau, Funktion, Zielgruppe und Typologie hin umfassend untersucht werden. Im Mittelpunkt des Interesses sollen nach Möglichkeit mehrsprachige Fachwörterbücher stehen.

Wenngleich Fachwörterbücher Forschungsgegenstand mehrerer Wissenschaften von Lexikographie — und hier insbesondere der Wörterbuchforschung — über die Fachsprachenforschung und Translationswissenschaft bis hin zu den einzelnen Fächern bilden könnten und dies auch teilweise tun, wurde den Fachwörterbüchern der Medizin — und hier speziell den Fachwörterbüchern mit Deutsch und Russisch — bis jetzt erstaunlicherweise nur wenig Aufmerksamkeit geschenkt. Zusätzlich wird dieser ohnehin suboptimale Zustand dadurch erschwert, dass „niemand derzeit […] den Zustand und den Stand der Fachlexikographie der osteuropäischen Sprachen insgesamt [kennt]“, wie Wiegand [5, S. 216] das trefflich formuliert. Dieser Hinweis findet auch anderweitig Unterstützung in der Forschung: Während die Geschichte der russisch-deutschen Lexikographie bereits durchaus in den Fokus der Forschung gerückt ist [vgl. 2, S. 12–32] und auf die zweisprachigen Spezialwörterbücher in den einschlägigen Bibliographien prinzipiell verwiesen wurde [vgl. 1; 4] — man sieht allerdings bereits den Jahresangaben an, wie veraltet diese Bibliographien sind, liegen bislang keine metalexikographischen Untersuchungen zur Sach- bzw. Fachlexikographie mit Deutsch und Russisch vor. Hier setzt das geplante Forschungsprojekt an und nimmt die Entwicklung und Strukturen dieser Fachwörterbuchgruppe genau in den Blick.

Im Folgenden soll die provisorische Struktur der geplanten Arbeit, die einen Monographiecharakter tragen soll, näher vorgestellt werden.

In der Einleitung des geplanten Projektes sollen nach den einführenden Bemerkungen zur Aktualität des Vorhabens der Untersuchungsgegenstand eingegrenzt, die forschungsleitende Frage formuliert und das Ziel der Arbeit möglichst konkret bestimmt werden, bevor der Übergang zum aktuellen Stand der Forschung stattfindet. Im nächsten Schritt sollen die gewählten Methoden diskutiert sowie ein Überblick über den Aufbau der Arbeit verschafft werden.

In der Theoretischen Fundierung sollen zunächst die wichtigsten für den weiteren Verlauf der Arbeit relevanten Begriffe (Fachlexikographie, Metafachlexikographie, Fachwörterbuch etc.) vorgestellt und definiert werden. Das Konzept des Fachwörterbuchs soll in einem weiteren Schritt genauer unter die Lupe genommen werden: Zum einen sollen die Typen, zum anderen das Adressatenprofil und die Funktionen von Fachwörterbüchern präsentiert werden.

Des Weiteren soll an dieser Stelle auf die Bauteile und Strukturen von Fachwörterbüchern (Hyperstruktur, Makrostruktur, Mikrostruktur, Mediostruktur) eingegangen werden, außerdem soll hier sowohl eine ausführliche terminologische Klärung als auch eine notwendige Klassifizierung von Strukturtypen vorgenommen werden.

Im zweiten Teil der theoretischen Fundierung sollen Ausführungen zur Fachsprache der Medizin, ihrer Bestimmung, ihrer horizontalen und vertikalen Gliederung erfolgen sowie die allgemeinen Merkmale der Sprache der Medizin erfasst werden. Anschließend soll Herausbildung und Entwicklung der deutschen und der russischen Fachsprache der Medizin skizziert werden, bevor Merkmale der beiden ausführlich besprochen werden.

Im dritten Teil der theoretischen Fundierung soll die Fachlexik der Fachsprache der Medizin beschrieben werden. Hier soll auf die Begriffe, Begriffsdefinitionen und Begriffsnormung sowie auf die Benennungen und Benennungsbildung eingegangen werden und schließlich Terminologie definiert und umrissen werden.

Als Übergang zum Analyseteil soll ein kursorischer Überblick über die gesamte Geschichte der zwei- und mehrsprachigen Lexikographie — und insbesondere Fachlexikographie — mit Deutsch und Russisch beginnend mit den russisch-deutschen Gesprächsbüchern und dem ersten Aufschwung der russisch-deutschen Lexikographie im 18. Jahrhundert gegeben werden. (Es ist der Verfasserin durchaus bewusst, dass dieser historische Exkurs die lineare Kapitelabfolge mitunter stört bzw. unterbricht. Es lässt sich sicherlich darüber diskutieren, ob ein solcher Überblick eher noch zu den Vorbemerkungen gehört oder — wie hier „eingeschoben“ — als eine Art logischer Übergang zum Analyseteil und zur Vorstellung der einzelnen Wörterbücher fungieren kann.)

Im darauffolgenden Analyseteil werden dann die einzelnen Fachwörterbücher bzw. Fachwörterbücher nach Gruppen eingehend untersucht. Die konkrete Vorstellung hängt von der finalen Korpuszusammenstellung ab. Der allgemeinen Vorstellung der Wörterbücher soll eine kurze Beschreibung ihrer Entstehung und ihre typologische Zuordnung folgen. Des Weiteren werden die Zielgruppe (Adressaten) und Funktionen bestimmt, bevor im nächsten Schritt zur Analyse der relevanten Wörterbuchstrukturen übergegangen wird.

Zunächst soll auf die Hyperstruktur und die Umtexte (Vorwort, weitere Hinweise, ggf. Fächerstrukturierung) eingegangen werden. Danach soll die Analyse der Makrostruktur des Wörterverzeichnisses stattfinden, wobei die Wörterbuchbasis, die Auswahl und Anzahl der Lemmata sowie ihre Anordnung besprochen werden sollen. Im Rahmen der Analyse der Mikrostruktur der Wörterbuchartikel soll zum einen die Struktur der Wörterbuchartikel (Art und Anordnung der Angaben) und zum anderen die Darstellung der Äquivalenz untersucht werden. Bei der Besprechung der Struktur der Wörterbuchartikel soll insbesondere auf artikelinterne Datenarten wie Grammatik, diatopische und diamedizinische Markierungen, Anwendungsbeispiele sowie Synonymie und Polysemie geachtet werden. Bei der Darstellung der translationsrelevanten Äquivalenz würde es sich anbieten, zunächst auf den Begriff der Äquivalenz selber einzugehen, bevor die gefundenen Äquivalenzlösungen erfasst werden. Der Analyse der Mikrostruktur soll die Beschreibung der Mediostruktur folgen.

Nachdem alle im Korpus befindlichen Fachwörterbücher beschrieben worden sind, soll eine typologische Zuordnung des Untersuchungsmaterials versucht werden. Hierfür sollen zunächst Definition und Funktion von Wörterbuchtypologien ausgearbeitet werden, bevor die einzelnen Typologiekriterien vorgestellt werden. Anschließend sollen bereits vorhandene Typologien (allgemeine Wörterbuchtypologien vs. Fachwörterbuchtypologien) gegenübergestellt werden, bevor zuletzt ein Vorschlag für die Typologie der Wörterbücher der Medizin formuliert wird.

Abschließend sollen die Untersuchungsergebnisse in einem Resümee kurz zusammengefasst, die forschungsleitende Frage beantwortet und die Vorgehensweise rückblickend reflektiert werden. Die Arbeit soll mit einem Ausblick schließen.

Literaturverzeichnis

1.    Birkenmayer W., Mohl I. Bibliographie zur russischen Fachsprache. Tübingen: Narr, 1990. 652 S.

2.    Böhler C. Das russisch-deutsche Wörterbuch von Iwan Pawlowsky: eine metalexikographische Analyse. München: Sagner, 2003. 208 S.

3.    Keipert H. Rez. zu: Wörterbücher. Dictionaries. Dictionnaires. Ein internationales Handbuch zur Lexikographie […]. Hrsg. von F. J. Hausmann, O. Reichmann, H. E. Wiegand, L. Zgusta. Bd. 1–3. Berlin — N. Y.: Walter de Gruyter, 1989–1991 // Zeitschrift für Slavische Philologie. 1992. № 52.2. S. 380–393.

4.    Müller K. H. Bibliographie der Fachwörterbücher mit deutschen und russischen Äquivalenten. Bd. 1. Naturwissenschaften, Landwirtschaftswissenschaften, medizinische Wissenschaften. Leipzig: Verlag für Bibliothekswesen, 1966. 254 S.; Bd. 2. Technische Wissenschaften: Technik insgesamt, allgemeintechnische Disziplinen, Automatisierungstechnik, Energiewirtschaft, Elektrotechnik. 1978. 516 S.

5.    Wiegand H. E. Der kulturelle Beitrag der Lexikographie zur Umgestaltung Osteuropas // Lexicographica. 1995. № 11. S. 210–218.